Hunger und Frauenrechte

Frauen und Mädchen leiden weltweit überdurchschnittlich häufiger an Hunger als Männer. Etwa 60 Prozent der chronisch hungerleidenden Menschen auf der Welt sind weiblich.

Häufig bekommen Frauen weniger und qualitativ minderwertigeres Essen, in prekären Ernährungssituationen sind es außerdem eher die Frauen, die zugunsten anderer Familienmitglieder auf einen Teil ihrer Rationen verzichten. Dabei sind in vielen Ländern die Frauen überwiegend für die Beschaffung und die Zubereitung von Nahrung zuständig.


 

Ungleiche Behandlung

Häufig kämpfen Frauen mit der Doppelbelastung von Erwerbsarbeit und Kindererziehung. Die unentgeltliche Hausarbeit sowie die Versorgung von Angehörigen führen zu einem niedrigeren Einkommen und geringerer Flexibilität. Das ist in Industriestaaten nicht anders. Wie sich die Ungleichbehandlung von Frauen in armen Regionen auswirkt, zeigt sich in Nordafrika und Westasien, wo nicht mal 5 Prozent des Landbesitzes von Frauen gehalten wird. Mehr Gleichberechtigung ist deshalb ein wichtiger Schlüssel zur Bekämpfung von Hunger und Armut.

In vielen Teilen der Welt haben Frauen und Mädchen weniger Rechte und damit auch weniger Chancen. Frauen haben deutlich seltener Zugang zu Bildung und damit auch die Möglichkeit ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Zwei Drittel aller Menschen, die nicht lesen und schreiben können, sind weiblich. Die starke soziale und strukturelle Benachteiligung findet sich häufig in Konfliktregionen, Ländern mit hoher Armut und Ländern, die die Unterdrückung der Frauen kulturell begründen.

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Weniger Chancen

Durch steigende Armut und der Zunahme von Konflikten macht die Welt in Sachen Gleichstellung von Frauen wieder deutliche Rückschritte. Sehr klar zeigt sich das in Afghanistan. Nach dem US-Truppenabzug im August 2021 und der Machtübernahme durch die Taliban hat sich die Situation der afghanischen Frauen wieder deutlich verschlechtert. Die Taliban sind bemüht den Status vor 2001 wiederherzustellen, doch die Frauen leisten Widerstand und protestieren für Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Frieden. Trotz der Unterdrückung durch die Taliban, Verhaftungen und Entführungen von Demonstrantinnen, setzen die afghanischen Frauen ihren Protest fort. Sie kämpfen unter dem Motto „Brot, Arbeit, Freiheit“ für ihre Grundrechte und für ein gleichberechtigtes Afghanistan.

Im Fokus steht vor allem das Recht auf Bildung. Bereits Ende März 2022 entschieden die Taliban, dass Mädchen in Afghanistan ab der siebten bis zur zwölften Klasse nicht mehr zur Schule gehen dürfen. Damit wird den Mädchen die Chance auf Eigenständigkeit und die Möglichkeit ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen schon im Kindesalter genommen. Dabei wird von den Vereinten Nationen der bessere Zugang zu Bildung für Frauen als Schlüsselfaktor zur Bekämpfung von Armut und Hunger angesehen. Die neue patriarchalische Ordnung in Afghanistan zielt darauf ab, die Bewegungsfreiheit der Frauen einzuschränken, sie zu unterwerfen und von ihren Ehemännern abhängig zu machen.

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Schlüsselfaktor Frauen

Quantitative, aber auch qualitative Mangelernährung (z.B. fehlende Vitamine und Mineralstoffe), wirken sich auf Schwangere und das Kind in den ersten 1.000 Tagen am stärksten aus. Die Folgen können eine Fehlentwicklung des Kindes sein, aber auch ein Spontanabort ist möglich – eine vorzeitige Beendigung der Schwangerschaft vor der 24. Schwangerschaftswoche. Stillende Frauen bilden nicht ausreichend Muttermilch, um ihr Neugeborenes stillen zu können. Das Krankheitsbild Kwashiorkor bedeutet in einem ghanaischen Dialekt „Krankheit des zweiten Kindes“. Hierbei kommt es nach dem Abstillen durch den Umstieg auf proteinarme und kohlenhydratreichere Kost, wie Reis und Mais, zum Mangel an Nährstoffen.

Während der Schwangerschaft, der Stillzeit und der Menstruation haben Frauen und Mädchen einen erhöhten Nährstoffbedarf. Wird dieser nicht gedeckt, leiden Frauen im gebärfähigen Alter an Blutarmut (Anämie) und somit akutem Eisenmangel – rund 33 Prozent aller Frauen leidet darunter. Diese Mangelerscheinung wirkt sich bereits während der Schwangerschaft auf die Entwicklung des Kindes aus. Unterernährte Mütter gebären unterernährte Kinder. Untergewichtige Säuglinge sind einem wesentlich höheren Risiko ausgesetzt an einer Infektion zu erkranken und sogar daran zu sterben. Die durch die Mangelernährung verursachten Entwicklungsstörungen können das Kind dauerhaft durch Gesundheits- und Lerneinschränkungen schädigen. Viele Kinder im Vorschulalter leiden in Entwicklungsländern an Vitamin-A-Mangel, was sogar zur Erblindung führen kann. Und Jodmangel kann zu geistigen Behinderungen führen. Doch die Unterernährung gefährdet nicht nur das Kind, sondern auch die Mutter. jedes Jahr sterben zehntausende Mütter nur aufgrund des Eisenmangels.

Studien der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen gehen davon aus, dass rund 150 Millionen Menschen weniger hungern würden, wenn Frauen im Globalen Süden die gleichen Möglichkeiten hätten wie Männer. Frauen investieren einen Großteil ihrer Ressourcen in ihre Familien und Gemeinschaften. Bis zu 90 Prozent ihres Haushaltsbudgets fließen in Nahrungsmittel, Medikamente, Vorräte und ähnliches. Bei Männern sind es nur etwa 30 Prozent. Hätten Frauen die gleichen Zugänge wie Männer, könnten sie die Erträge auf ihren Farmen um etwa 25 Prozent steigern, sich selbst aus der Armut befreien und damit auch ihre Nachkommen.

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