Hunger & Kapitalismus

Kein Fest steckt so voller Widersprüche wie Weihnachten. An Weihnachten feiern wir das Fest der Geburt von Jesu Christi. Jesus lehrte uns, unter den Armen zu teilen, nicht die Ärmsten dieser Welt bis zum Maximum auszubeuten. Doch genau dieses Fest ist auch das Hochfest des Kapitalismus.

Das Weihnachtsgeschäft, auf das sich alle Händler freuen, für das viele Menschen auf der Welt leiden müssen, entlarvt ein System, das mehr Verlierer als Gewinner hat und mehr Ressourcen verbraucht als auf unserem Planeten zur Verfügung stehen. Während für uns eine 70-Stunden-Woche oder Kinderarbeit unvorstellbar sind, bietet die Ausbeutung der Ärmsten auf der Welt eine Alternative zum Verhungern und satte Gewinne für Unternehmen. 79 Mio Kinder arbeiten weltweit unter ausbeuterischen Bedingungen: in Textilfabriken, Steinbrüchen oder auf Kaffeeplantagen. Die Bundesregierung verabschiedete 2021 ein neues Lieferkettengesetz, die EU muss jetzt folgen.

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Ausbeutung

Der Coltan-Handel legt die Natur des Kapitalismus offen. Coltan wird in elektrischen Geräten benötigt, etwa 80 Prozent wird nur für unsere Smartphones verwendet. Der Anteil im Smartphone ist allerdings sehr gering, weshalb faire Preise und gute Arbeitsbedingungen sich preislich für den Endkunden nicht mal auswirken würden. Im Kapitalismus geht es aber nicht um faire Preise, sondern um Gewinnmaximierung der Zwischenhändler. Und der hat zur Folge, dass Coltan als Konfliktrohstoff gewertet wird. Kinderarbeit, verheerende Arbeitsbedingungen, Mord und Vergewaltigung – das begehrte Erz hat dramatische Folgen für die Menschen in der Demokratischen Republik Kongo.

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Überfluss

Kleidung wird nicht mehr nur benötigt, sondern gesammelt. Kaum eine Industrie verschwendet so viel von unseren Ressourcen wie die Bekleidungsbranche. Für die Herstellung eines T-Shirts benötigt man 2.700 Liter Wasser und bis zu 3.500 Chemikalien werden bei der Produktion eingesetzt. Die Bekleidungsindustrie ist für etwa 10 Prozent der weltweiten CO2-Emission verantwortlich. Jeden Tag landen etwa 90.000 LKW-Ladungen Kleidung auf der Mülldeponie oder wird verbrannt, 30 Prozent der hergestellten Waren wird nicht mal verkauft. Die Belastung an Mikroplastik in den Weltmeeren stammen zu etwa 35 Prozent aus Textilien. Und all das, obwohl sich Kleidung komplett sauber herstellen lässt.

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Nahrung haben wir genug

Geradezu skandalös ist die Tatsache, dass es weder an Geld noch an Nahrung mangelt. In Deutschland wurden 2020 etwa 59 Prozent der Lebensmittel in privaten Haushalten weggeworfen, insgesamt landeten 11 Millionen Tonnen Lebensmittel auf dem Müll. Eine Verschwendung und eine unnötige Belastung der Umwelt durch die Landwirtschaft.
Dazu sagte Jean Ziegler, ehemaliger UNO-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, im Jahr 2019: „Alle fünf Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren. Dabei könnte die Landwirtschaft, so wie sie heute ist, problemlos 12 Milliarden Menschen ernähren. Ein Kind, das heute an Hunger stirbt, wird ermordet. Wir leben in einer kannibalischen Weltordnung.“
Im Kapitalismus werden Nahrungsmittel nicht produziert, um Menschen zu ernähren, sondern um Geld zu verdienen. Der Zugang zu Nahrung hängt also vom Kapital ab. Kein Geld, kein Essen, mit allen daraus resultierenden Konsequenzen.
Zusätzlich spitzen sich Nahrungsmittelkrisen auch durch die Spekulation an den Rohstoffmärkten zu. Investoren profitieren an Weizengeschäften, ohne je ein einziges Weizenkorn in der Hand gehalten zu haben. Das treibt die Preise knapper Lebensmittel zusätzlich nach oben. Spekulationen führen zu Preisschwankungen und damit zu Unsicherheit. Eine Neuregulierung der Agrarmärkte könnte die Schwankungen reduzieren, für den Landwirtschaftsbetrieb sind die Märkte dennoch eine Absicherung.

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Der Motor für Krieg: Wettbewerb

Die Natur des Kapitalismus liegt im Wettbewerb. Rivalität ist die logische Konsequenz. Während Rivalität auf dem Fußballfeld noch eine spannende Angelegenheit ist, führt Rivalität auf der internationalen politischen Bühne zur Herrschaft der Stärkeren und auch zur militärischen Konfrontation. Länder wie der Jemen oder die Ukraine zahlen einen hohen Preis dafür.
Ein Wirtschaftssystem, das von Wachstum auf einem begrenzten Planeten lebt, hat zur Folge, dass die Einflusssphären der Länder irgendwann aufeinandertreffen. Indien und Pakistan streiten über Kaschmir, die Türkei und Griechenland über Zypern und die NATO und Russland über die Ukraine. „Der Kapitalismus trägt den Krieg in sich wie die Wolke den Regen.“, Jean Jaurès, französischer Historiker. Mit über 2 Billionen US-Dollar jährlich geben wir deutlich mehr Geld für das Töten aus als für das Überleben.
Für die Herausforderungen des 21. Jahrhundert, wie bspw. der Klimawandel, aber auch der weltweite Hunger, ist die Kooperation wichtig. Globale Probleme müssen global gelöst werden. UN-Generalsekretär Guterres warnte auf der Weltklimakonferenz in Ägypten 2022 sehr deutlich: „Die Menschheit hat eine Wahl: kooperieren oder umkommen.“

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